Nur die wunderbaren Skulpturen und außergewöhnlichen Steinskulpturen zu erwähnen wäre zu wenig. Wir dürfen natürlich nicht die Arbeit von hunderten von Bildhauern vergessen, die die Schwierigkeiten bei der Bearbeitung des Steins nur durch ihre Leidenschaft überwinden konnten.
Wie Sie sich vorstellen können, war die Arbeit in Mahabalipuram sehr hart. Die Arbeiter mussten große Gesteinsbrocken bewegen und Steine behauen und formen – und das alles von Hand. Die Natur zu formen kostete viel Muskelkraft. Der Granit war scharf und umherfliegende Granitstücke konnten die Arbeiter schneiden. Der Granitstaub, der im Licht des Sonnenaufgangs so schön aussah, konnte zu Atemproblem führen. Die Arbeiter mussten gegenüber Schmerzen und Unannehmlichkeiten unempfindlich sein.
Nachdem die Gesteinsbrocken in kleinere Stücke gebrochen worden waren und nachdem die Sthapatis (die kreativen Genies hinter Mahabalipuram) die Vorlage erstellt hatten, begannen die Bildhauer damit, die Steine mit Hammer und Meißel zu bearbeiten. Zu dieser Zeit verwendeten die Dhatchagas (Bildhauer) etwa zwanzig verschiedene Meißel – jeder für einen anderen Zweck. Die Gesteinsbrocken in Mahabalipuram waren alle aus pinkem Granit, einem sehr harten Stein, durch den die Meißel schnell abgenutzt wurden und daher täglich geschärft werden mussten. Die Dhatchagans schärften ihre Meißel jeden Abend im Feuer, um sich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Auch ihre Hämmer waren austauschbar – schwere Hämmer für grobe Arbeiten und leichte Hämmer für Details.
Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass die Arbeit in Mahabalipuram tief religiöser Natur war. Daraus ergibt sich eine Vielzahl religiöser Traditionen, die ursprünglich einen praktischen Hintergrund hatten.
Alle Skulpturen hinduistischer Götter und Göttinnen mussten einen mühseligen Test durchlaufen. Heute ist das von religiöser Bedeutung, doch die ursprünglichen Gründe waren rein praktisch. Stein ist keine statische, unbewegliche Struktur der Natur. Vielmehr ist er lebendig, mit Algen, Moos und Feuchtigkeit in seinem Inneren. Wenn ein Stück Stein lebendig ist, ist es für Skulpturen unbrauchbar. Und auch wenn ein Stein trocken ist, kann er denn noch feine Haarrisse haben, die sogar die geschultesten Sthapstis übersehen können und auch tatsächlich übersehen haben. Um einen solchen Fehler zu erkennen, bevor die Skulpturen in den Tempel kamen, wurden sie einen Mandalam lang oder 48 Tage getestet.
Zunächst kamen sie 16 Tage in Wasser, dieser Prozess nennt sich Jalathi Vasam, um nach Rissen zu suchen. War auch nur der kleinste Haarriss in der Skulptur, drang Wasser ein und die sie zerbrach. Doch auch wenn ein Riss diesen Test überstehen sollte, so gab es einen weiteren, der den Riss zeigen würde. Die Skulptur kam für weitere 16 Tage in ein trockenes Reisfeld und durchlief einen Prozess namens Dhanyathivasma. In Reisfeldern kann große Hitze entstehen, so dass die Feuchtigkeit aus etwaigen Rissen austreten, den Riss so sichtbar machen und die Statue zerbrechen würde. Wenn eine Skulptur auch diesen Test bestanden hatte, so wurde die Statue für weitere 16 Tage unter wertvolles Metall (meist Gold) gestellt. Dieser Prozess rundete das Mandalam ab. Für letzteres gibt es keinen praktischen Grund, es ist eher eine Frage von Tradition.
Zum Schluss wurde die Skulptur für einige Tage in eine schlafende Position gebracht, bevor sie schließlich im Tempel mit einem Ritual namens Sayanatjhi Vasam aufgestellt wurde. Dieser aufwändige Prozess zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der die Arbeiter von Mahabalipuram ans Werk gingen. Noch viele Jahrhunderte nach der Pavalla-Dynastie ließen sogar westliche Wolkenkratzer diese Art von Weitblick vermissen.
Neben einer großen religiösen Bedeutung haben die Skulpturen in Mahabalipuram eine innovative künstlerische Qualität. Die Sthapatis der Pavalla waren die ersten, die Unterschiede in weiblichen und männlichen Statuen herausarbeiteten, zuvor waren Statuen eher androgyn. Diese Unterscheidung fand anhand vieler Details statt. So waren weibliche Hände zylindrisch, männliche Hände dagegen flach. Die Schulter eines Mannes musste flach sein, die einer Frau erhoben. Diese Detailorientiertheit ist auch auf dem berühmtesten Flachrelief zu sehen, Arjunas Buße.
Die Atmosphäre in Mahabalipuram in der Zeit dieser Künstler und Handwerker war zweifelsohne aufregend. Staub wirbelte in der Luft und glitzerte in der Sonne und eine Kakophonie von Hämmern und Meißeln, die den Granit bearbeiteten, ertönte in der Stadt. Obwohl Mahabalipuram nicht mehr so laut ist, wie damals, ist die Luft immer noch voller Staub, die Sonne ist immer noch heiß und die Bildhauer sind immer noch aufgeregt.