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Mamallapuram (Mahabalipuram) – Die Verehrung der Felsen – ein UNESCO Weltkulturerbe

„Unter der Schirmherrschaft der Pallava-Dynastie im 7. und 8. Jahrhundert wurde Mamallapuram zu einem Zentrum bildhauerischer Exzellenz. Hier arbeitete die Natur zusammen mit vorzüglichen Bildhauern und Baukünstlern, um mit viel Kreativität Tempel zu schaffen.“

von indienrundreisen.de
Panch Rathas Südindien
Panch Rathas, eines der antiken architektonischen Wunder der Pallavakönige in Südindien © Alexandra Lande

 
Die Verehrung der Felsen, Mamallapuram

Arunja’s Penance
Varaha-Höhle
Krishna-Mandapa
Schlussbemerkung
Moderne Handtaschen


 

Das Zusammenleben von Vergangenheit und Gegenwart verleiht der Seele der Küstenstadt Mamallapuram ihren Zauber, der Jahrhunderte lang anhält. Zwischen den kunstvoll geformten Felsentempeln und den fein gemeißelten Steinflächen schafft ein Zusammenspiel von natürlicher Ästhetik und menschlicher Kunstfertigkeit eine erregende Mischung von Sinneseindrücken und Gefühlen. Wer sich ihnen öffnet, kann von einer Epoche in die andere gleiten. Was den Übergang so mühelos macht, ist die Landschaft selber, in der Gruppen von natürlichen Felsformationen hier und da verteilt angeordnet sind. Die Natur hat hier schon Architekt und Bildhauer gespielt und mit Hilfe von Wind und Wasser die Steinflächen bearbeitet, und so eine verblüffende Vielfalt an Formen und Strukturen geschaffen. Vielleicht war es die Natur selber, die die Pallava-Könige dazu anregte, vom Beginn des 7. bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts diesen Ort für ihre großartigen Fels- und Steinarbeiten auszuwählen.

Einzelner Felsen mit Skulptur einer Kuh in Mamallapuram © Manikandan Chelladurai


Etwa 55 km südlich von Chennai am Ufer des Golf von Bengalen gelegen, hat die Tempelstadt Mamallapuram den Launen der wechselnden Zeiten und dem Ansturm des Tourismus widerstanden und seinen tiefeigenen Geist erhalten. Wenn Sie die Atmosphäre von Legende und Wirklichkeit von Mahabalipuram hautnah erleben wollen, fahren Sie am frühen Morgen von Chennai zu der Küstenstadt. Die Fahrt geht entlang der „East Coast Road“, der östlichen Küstenstraße, und bietet Ihnen einen wunderschönen Blick auf die zartrosa Morgenröte über dem Indischen Ozean.Die sehr kleine Stadt Mahabalipuram erwacht gerade zum Leben – Frauen kaufen Jasmingirlanden für ihre Häuser und für ihre Haare, Männer trinken ihre erste Tasse Filterkaffee des Tages.

Die Baudenkmäler von Mahabalipuram – Rathas (wagenförmige Tempel), Mandapas (Säulenhallen) und massive Reliefs unter freiem Himmel  – wurden im siebten und achten Jahrhundert geschaffen und sind nun als Stätte des Weltkulturerbes der UNESCO gelistet.

Alle Wunder in Stein sind in einem Umkreis von nur 2 km verstreut. Der einzige, der von hier weg ist, ist ein Stück, das man nicht verpassen sollte. Es ist auf der Autobahn Mamallapuram-Chennai, etwa vier Kilometer entfernt und wird die Tigerhöhle genannt. Dies ist ein Open-Air-Theater und die Bühne ist direkt im Mund einer Tigerskulptur untergebracht! © matias planas


Die Kunst und Architektur von Mamallapuram wurde im 7. und 8. Jahrhundert während der Regierungszeit der Pallava-Könige geschaffen und entwickelt. Mahendravarman I, der vielleicht der erste König des Geschlechts war, der sich für Kunst, Architektur und Literatur interessierte, gab die Arbeiten an dem allerersten in den Fels gehauenen Höhlentempel in Mandagapattu im Bezirk von Süd-Arcot in Auftrag. Diese geweihte Wohnstätte für die heilige Dreifaltigkeit der Götter Brahma, Vishnu und Shiva wurde ohne die Verwendung von Baumaterialien wie Metall, Holz, Ziegelsteinen oder Mörtel gebaut. Sein Nachfolger Narasimhavarman I folgte seinem Beispiel und gab Arbeiten in Mamllapuram in Auftrag. Seine Arbeiter gruben Höhletempel aus den Felsen und  hauten und meißelten ganze Tempel aus riesenhaften Felsblöcken. Sie sind als monolithische Tempel bekannt und sind die ersten dieser Art im Land. Diese heiligen Stätten wurden bald durch feinste Steinmetzarbeiten, die göttliche Wesen an ihren Wänden darstellten, zum Leben erweckt, und so mit einer Besonderheit begabt, die den Gläubigen zur Inspiration wurde.

Treppen zu den alten Höhlen von Mahabalipuram © menonsstocks


Dieser aufgeklärte König hat während seiner ganzen Regierungszeit beständig die kreativen Steinmetzarbeiten unterstützt. Dabei hat er die Abbildung der puranischen Geschichten im Relief an der Felswand angeregt, und damit menschliches und natürliches Dasein in ein organisches Ganzes verschmolzen und den lebensvollen Geist der Region bereichert. Man nimmt an, dass Mamallapuram seinen Namen von einem seiner Titel – Mamalla, der große Ringer – bekommen hat.

Wachturm in Form eines Obelisken, von wo aus man an einem klaren Tag den Feind auf dem Meer sehen kann, Mahabalipuram © rachata photography


Parameshvaravarman I, einer seiner Nachfolger, folgte seinem Beispiel und ließ Höhlen- und monolithische Tempel bauen, während Narasimhavarman II den kreativen Prozess weiterführte und das architektonische Schaffen mit neuen Dimensionen bereicherte. Seine Kunsthandwerker benützten erstmals Steinblöcke für den Tempelbau und strebten danach, reine Formen hinduistischer Tempel zu finden.

Nach und nach verfloss der Strom der Zeit, und die Natur übernahm die Aufgabe des Bildhauers – das Meer änderte den Verlauf der Küste, und die Felsenwände verwandelten sich zu neuen Formen.

Details einer Skulptur im Shore Temple, Mahabalipuram © Marcos del Mazo Valentin


Interessanterweise haben die Bewohner von Mamallapuram berichtet, dass sie vor dem großen Tsunami, dessen Wellen die Küste überrannten, als das Wasser des Golf von Bengalen dramatisch zurückging und das Land darunter zum Vorschein kam,sie ganz klar die Ruinen einer Tempelanlage gesehen hätten. An anderen Stellen der Küste sind auch Ruinen unter dem Sand aufgetaucht und haben endlich ihr jahundertelanges Schweigen abgelegt.

Alte monolithische Steinstatue eines Löwen auf dem Gelände der Pancha Rathas, geschnitzt aus einem einzelnen großen Stück Stein. Mahabalipuram © ManeeshUpadhyay


Um die verlorene Herrlichkeit von Mamallapuram zu erkunden, sollte Ihre Reise mit den Panch rathas beginnen, den fünf monolithischen wagenförmigen Schreinen, die am Rande der heutzutage betriebsamen Stadt stehen. Sie stehen in einer einzigen, großen Anlage, deren Boden auf ein niedrigeres Niveau abgesunken ist. Diese Schreine, die während der Regierungszeit Narasimhavarmans I gebaut wurden, werden mit den fünf Pandavas aus der Zeit der Mahabharatha assoziiert. Sie sind eine seltsame Verschmelzung von hinduistischen und buddhistischen Architekturstilen, auf denen gemeißelte Abbilder von Hindu-Göttern und Göttinnen Vihara-ähnliche Bauten – die also an ein buddhistisches Kloster erinnern – verzieren.

Hinduistische Frauen, die alten hinduistischen Monolithen besuchen, Pancha Rathas in Mahabalipuram / Shutterstock​​​​​​​


Die Geschichte der Schreine ist beinahe vollständig verlorengegangen. Niemand weiß, warum sie nach den Pandavas (aus dem Epos Mahabharatha) benannt wurden, und warum sie nie vollendet und geweiht wurden. Die Namesgebung ist allerdings passend: das Draupadi-Ratha (ein Ratha ist ein Tempelwagen) ist klein und zierlich und steht neben dem Arjuna-Ratha. Ihre Außenwände sind jeweils mit eingemeißelten Bildern der Göttin Durga und des Gottes Indra geschmückt.

Hinduistische Frauen posieren am alten hinduistischen Monolithen, Pancha Rathas – Five Rathas, Mahabalipuram, Mamallapuram, Tamil Nadu, India © matias planas ​​​​​​​


Das Bhima-Ratha ist sehr groß, hat löwenförmige Säulen und ein breites Relief eines sich zurücklehnenden Vishnu, während das Dharmaraja-Ratha die anderen weit überragt mit seinen drei Stockwerken mit zierlichen Tiermotiven an seinen Giebeln. Das Nakula-Sahadeva-Ratha steht abseits von den anderen und hat eine Löwen- und eine Elefantenstatue daneben stehen – vermutlich Symbole der Pallava-Dynastie – die im Allgemeinen bei Touristen am beliebtesten sind. Kinder umarmen ihre Beine und springen hoch, um ihre Seiten zu berühren.
 

Arunja’s Penance

15 Minuten zu Fuß Richtung Norden von Pancha Rathas liegt Arunja’s Penance (Arunjas Buße). Es ist faszinierend, nicht nur, weil es ein Felsenrelief unter freiem Himmel ist. Wenn Sie vor diesem riesengroßen, in Stein gemeißelten Bild stehen, werden Sie es sich schwer vorstellen können, wie solch ein Kunstwerk entworfen und ausgeführt werden konnte. Die schieren Ausmaße und die Details des Reliefs stoßen an die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft. Die dramatischen Szenen wurden aus zwei großen Felsblöcken, die von einem Riss getrennt sind, herausgemeißelt. Reihenweise scheinen Götter und Göttinnen sich auf einen zentralen Punkt in der Nähe des Risses zubewegen, an dem ein Weiser auf einem Bein steht und meditiert. Die Szene wird weiter belebt von Jägern, Weisen, Schülern und übernatürlichen Wesen. Auch die Natur nimmt Teil an diesem Schauspiel in der Form von Vögeln und anderen Tieren, die sich um die Gottheiten herum niederlassen.

Der Mahishasuramardini Höhlentempel hat zwei geschnitzte Fresken von Durga, der Muttergöttin, an beiden Enden des langen Saals der Höhle. Sie wird gezeigt, wie sie mit all ihren Waffen auf dem Löwen, ihrem Reittier oder Fahrzeug, sitzt. Die Darstellung zeigt auch ihre Haltung, den büffelköpfigen Dämon Mahishasura zu töten © infocus


Abstieg des Ganges oder Arjuna´s Buße-Felsrelief in Mahabalipuram. Ob es die traditionellen Skulpturen sind, die von den Pallavas beeinflusst sind oder die zeitgenössischen Skulpturen, die von den Cholas inspiriert sind, jeder Stein in Mamallapuram hat ein Eigenleben © VIREN DESA


Das Kunstwerk trägt den Namen „Arjunas Buße“, weil die Szenen laut der Legende mit der Buße des epischen Helden Arjuna vor dem Gott Shiva zu tun haben. Er tat Buße, um das Recht, die Pahupata-Waffe zu führen, gewährt zu bekommen. Es gibt aber auch Stimmen, die das bestreiten. Es wäre sehr verführerisch, bei der Betrachtung des Reliefs in die Debatte hineingezogen zu werden, aber ich würde Ihnen raten, stattdessen einfach die Ausdrucks- kraft dieses Schauspiels zu genießen.

Shiva-Lingam und hindische Götter in der alten Höhle im Mamallapuram-Komplex, Tamil Nadu. Es ist interessant zu bemerken, dass von allen Tempeln in Mamallapuram nur einer existiert: der Vishnu-Tempel im Herzen des Dorfes. Die anderen sind alle nur architektonische Monumente: einige Felsen, einige monolithisch © Pikoso.kz


Der Besuch des Arunja’s Penance-Reliefs ist unerlässlich für alle die, die etwas Neues suchen, was sie noch wahrhaftig in Staunen versetzen kann. Hier werden Sie eine neue Dimension der künstlerischen Vorstellungskraft entdecken. Göttliche und sterbliche Wesen interagieren mit unerwarteter Selbstverständlichkeit, und im Zusammenspiel der Gottheiten und der irdischen Welt wird der Kosmos als eine geschlossene, alles umfassende Einheit dargestellt. Die Hindu-Götter Shiva, Vishnu und Indra stehen für die göttliche Gegenwart, während königliche Paare, Rishis (hinduistische Weise oder Heilige) und Dvarpalas (Torwächter, die oft als Krieger oder furchterregende Riesen dargestellt werden) die Vertreter der Menschheit sind. Die Natur wird durch wilde Tiere wie Elefanten, Löwen und Gänse dargestellt. Die übernatürlichen Wesen erscheinen in der Gestalt von Gana (Zwergen).

Der Dharmaraja-Höhlentempel, der auch als der Atyantakama-Höhlentempel bekannt ist, befindet sich auf der Südseite des Mamallapuram-Hügels in der Nähe der Mahishamardini-Höhle. Einige der Mamallapuram-Höhlentempel sind unvollständig, was sie zu einer bedeutenden Informationsquelle über die Ausgrabung und den Bau von Höhlenmonumenten im Indien des 7. Jahrhunderts gemacht hat. Segmente der Höhlen zeigen, dass Handwerker mit Architekten arbeiteten, um die Kolonnade zu markieren, tiefe Rillen in den Felsen zu schneiden, um rauhe Ausbuchtungen mit Rändern zu schaffen. Die hängenden Steine wurden dann behauen und sie wiederholten den Vorgang. Nach der Bearbeitung zogen andere Handwerker ein, um die Felsen zu polieren und die Gestaltung von Motiven, Friesen und Hindu-Ikonographie zu beginnen. Der Prozess der Herstellung von Felsen geschnittenen Höhlentempeln beeinflusste spätere strukturelle Hindu-Tempel © dejan_k


Wenn die Sonne sich ihrem Zenith nähert, gehen Sie etwa sieben Minuten von dem Relief aus Richtung Norden und suchen Sie Schutz vor der heißen Sonne in den Höhlentempeln, wo ein weiteres in Stein gegrabenes Schauspiel auf Sie wartet. Jedes Bauwerk hat schlanke Säulen mit Löwengesichtern und riesige Wandtafeln, die verschiedene Erzählungen der hinduistischen Mythologie darstellen: Vishnus Varaha-Inkarnation (ein wilder Eber) hebt die Erde aus dem Meer empor, die Göttin Durga erschlägt den Dämonen Mahishasura, Krishna hebt den Govardhana-Berg aus dem Meer. – Das sind ziemlich wohlbekannte Szenen, die wir in vielen indischen Tempeln finden. Was hier anders ist, ist die Tatsache, dass jeder Tempel aus einem einzigen Felsen herausgehauen ist.

Schnitzerei Details von Varaha, der die Göttin Erde vor der Flut am Varaha Höhlen-Tempel rette, Mahabalipuram. Varaha (Sanskrit: ववहह, Varāha, “Eber”) ist ein Avatar des Hindu-Gottes Vishnu, der die Form eines Ebers annimmt, um die Göttin Erde zu retten. Varaha wird als dritter in den Dashavatara, den zehn wichtigsten Avataren von Vishnu, aufgeführt. In einer symbolischen hinduistischen Mythologie, als der Dämon Hiranyaksha die Erde (personifiziert als die Göttin Bhudevi) und seine Bewohner quälte, versank sie in den Urgewässern. Vishnu nahm die Form der Varaha an, stieg in die Tiefen der Ozeane ab, um sie zu retten. Varaha erschlug den Dämon und holte die Erde aus dem Ozean, hob sie auf seine Stoßzähne und stellte Bhudevi auf ihren Platz im Universum zurück. Varaha kann vollständig wie ein Wildschwein oder in einer anthropomorphen Form mit einem Eberkopf und einem menschlichen Körper dargestellt werden. Die gerettete Erde, die von Varaha gehoben wurde, wird oft als eine junge Frau namens Bhudevi dargestellt © imagedb.com


 

Varaha-Höhle

An den Wänden der Veranda in der  finden wir Vishnu, Gangadhara und Brahma, die den unsterblichen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Schöpfung und Zerstörung darstellen.

All diese Formen mögen sehr dynamisch und lebensnah erscheinen, aber nichts kommt an Ausdruckskraft der klaren Schönheit der Gaja Lakshmi gleich, die auf einem Lotusblatt sitzend von Elefanten gebadet wird.

Krishna Mandapam, Felsbild in Mammallapuram, Indien, UNESCO-Weltkulturerbe. Die Reliefs an den Wänden der Höhle zeigen: eine ältere Person, die ein Kind auf seinen Schultern trägt; eine Dorfszene von Kuhhirten, die eine Kuh melken, während die Kuh das Kalb leckt; die Gopis mit Wassertöpfen auf ihren Köpfen inmitten eines Kuhhirten, der eine Flöte spielt; ein Holzfäller, der mit einer Axt geht; eine Frau, die einen Milchkännchen und eine gerollte Matte oder ein Bündel Gras trägt; und ein Kind umarmt seine Mutter. Krishnas Fresko zeigt auch, wie er eine Flöte auf den Feldern spielt. Die Tafel zeigt weiter einen stehenden Bullen, der von den Pallava-Künstlern perfekt geschnitzt wurde. Insbesondere wird berichtet, dass die Schnitzereien in der Krishna-Höhle eine sehr realistische Neuinterpretation hinduistischer mythologischer Themen darstellen © CRS PHOTO


 

Krishna-Mandapa

Während Sie von einer Höhle zur nächsten gehen, tauchen Sie immer tiefer in die physische und geistliche Welt längst vergangener Zeiten ein und erleben die Wunder der unglaublichen künstlerischen Kreativität nach. Durch das dreizeillige Dharmaraja-Mandapa (das zum Teil von Wind und Wetter erodiert und von Vandalen beschädigt worden ist) kommen Sie in das Krishna-Mandapa.

Hier wird die Geschichte des göttlichen Kuhhirten in wunderschönen Steinmetzarbeiten wiedererzählt. Die vollendeten Formen unterstreichen sowohl seine Männlichkeit als auch seine spirituelle Kraft. Alltägliche Darstellungen häuslichen Lebens sind von einem warmen, starken Gefühl der Lebenskraft durchdrungen.

Ein Beispiel für die ersten Experimente der Skulptoren mit Reliefs : Alter Stein in Form einer riesigen Eidechsen. Viele Steinskulpturen blieben in Mahabalipuram unvollendet. Die vielen Skulpturen, die hier unvollständig sind, zeigen, dass Mahabalipuram auch nach zwei Jahrhunderten des Meißelns noch in Arbeit war. Die Arbeit konnte nicht vollendet werden, weil die Meißel der Pallavas von denen der Cholas zum Schweigen gebracht wurden, die ihr Königreich eroberten. Aber als sich der Staub der Schlacht gelegt hatte, tauchte ein neuer Stil auf, der eine Mischung aus dem Pallava-Stil und dem Chola-Stil war. Ein Stil, der die Tradition fortsetzte, Leben in Stein zu hauchen © Kiran Joshi


Die monolithische Architektur dieser Höhlen ist ein wahres Wunder – wenn man als Künstler an solch einem Werk einen Fehler macht, kann man nicht einfach den Felsen wegwerfen und noch einmal anfangen! Der Gedanke and die Schaffung solch kunstvoller Strukturen mit den einfachen Werkzeugen, die den Menschen damals zur Verfügung standen, füllt mich immer wieder mit Ehrfurcht und Bewunderung angesichts der Geschicklichkeit dieser Künstler.

Lord Vishnu liegt auf seiner Schlangenliege in den Höhlen von Mamallapuram. Er ist umgeben von den göttlichen Wesen des Himmels, die an ihn appelieren, mit der Erschaffung des Universums fortzufahren. Die Höhlen von Mahabalipuram sind mit den Geschichten der verschiedenen Inkarnationen von Vishnu und vielen anderen Geschichten aus der hinduistischen Mythologie gestaltet. Nachdem er die Erde geschaffen hatte, lehnte sich Lord Vishnu auf sein Schlangenbett und schlief bis zum Ende des Zyklus der Zeit. Er wachte auf und stellte fest, dass die gesamte Region der Erde in Wasser getaucht war, Wellen tanzten und sprangen auf, schluckten die Bäume und Tiere und alles Geschaffene. Der Herr nahm dann die Form eines großartigen Ebers an. Mit seinen Stoßzähnen stürzte er sich ins Wasser und tauchte mit der Erde über den drohenden Fluten auf © Snow White images


Von hier gehen Sie weiter bis dahin, wo das Land das Meer berühert. Dort steht der Shore-Tempel, also der Tempel an der Küste, der ein gutes Beispiel des Stils der Steinmetzarbeiten zur Zeit des Königs Rajasimha ist. Er ist dem Gott Shiva geweiht und hat fünf Stufen mit wunderschönen, aus dem Stein gemeißelten Tier-und Götterdarstellungen. Er wird nach oben schlanker und hat die Gestalt einer Pyramide (was vermutlich der Grund für Marco Polos Irrtum war, als er dachte, er habe Pagoden gesehen). Ein Ring sitzender Nandis umkreist den Tempel, und obwohl das Salzwasser des Meeres viele der Strukturen beschädigt hat, bezaubern uns auch heute noch die Umrisse der Steinmetzarbeiten. Die Wellen waschen gegen die Grenzmauern des Tempels, und weiter draußen kann man eine Gruppe von Surfern sehen, die auf eben diesen Wellen reiten.

Krishna´s Butterball – balancierender riesiger Naturstein, Mahabalipuram, Tamil Nadu © Jayakumar


 

Schlussbemerkung

Wenn Stein der Elementargewalt von Meer, Sonne, Wind und Sand ausgesetzt ist, gibt er mit der Zeit nach und verändert sich … Wer weiß, was ein oder zwei Jahrhunderte später noch hier sein wird? Da die Küstenlinie sich weiterhin verlagert, wird vielleicht eine Zeit kommen, wenn das Meer endlich das Erbe der Pallavas für sich beanspruchen und die Natur den Kreislauf der Kreativität vollenden wird.

Wenn Sie Mahabalipuram entdecken wollen, wird dieser einzigartige Ort Sie mit einer Erhabernheit und Lebensfülle belohnen, die man mit nichts anderem vergleichen kann. Es würde Tage, nein, Monate dauern, die Geschichten, die in Mahabalipuram inmitten von staubigem, kunstvoll bearbeitetem Stein und glühend heißer Sonne leben, vollständig zu verstehen. Die Emotionen, die dort in der Luft liegen, sind greifbar. Man kann sie aber eigentlich erst wirklich erfassen, wenn man dorthin reist und den Zauber hautnah erlebt.

Frau, die frische Früchte am Mamallapuram Strand verkauft, Tamil Nadu, India © Cesare Palma​​​​​​​


Die Schönheit Mahabalipurams ist im Allgemeinen noch relativ unbekannt. Ganz unbemerkt blieb sie aber nicht, da die Anlage 1984 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Und diese dient ja auch der blühenden Tourismusindustrie als Inspiration. In Anbetracht der Tatsache, dass Naturkatastrophen und Wind und Wetter die Struktur dieser Schatzkammern vergangener Zeiten beeinträchtigen, bemühen sich Archäologen, deren Details zu erhalten und manche weitere Stätte freizulegen, die verschüttet oder vom Wasser bedeckt war. Somit wird der Lebensstrom von Mahabalipuram auch weiterhin fließen.

Indische Männer, die ein Fahrrad reparieren und Kuh, die die schmale Straße in Mamallapuram hinuntergeht, Tamil Nadu © Pikoso.kz


Mahabalipuram ist tief von der Tradition geprägt, aber es kennt auch Veränderung und Innovation. Deshalb hat es bis heute überlebt. Steine, die einst für Begräbnisse benützt wurden, wurden dann für religiöse Zwecke weiterverwendet. Das war eine Entscheidung, die sich als außerordentlich wichtig erwiesen hat. Mehr als tausend Jahre später haben wir die Verantwortung, die Geschichten anzuhören und weiterzuerzählen, die in dieser kleinen Stadt am Meer ihren Ursprung haben (und auch die, die immer noch dort entstehen), und die Vision und den Fortschritt, die heute in Kunst und Architektur zum Ausdruck kommen, weiterhin zu respektieren. Wie der Schmetterling in wunderbarer Verwandlung aus der unscheinbaren Raupe entsteht, könnten diese Geschichten in weiteren tausend Jahren zu einem mächtigen Sturm heranwachsen, genau wie die Poesie in den Geschichten von Mahabalipuram bis heute lebendig ist. Schon allein deshalb hat diese kleine Stadt am Meer verdient, dass man sie anhört.

Auslagen von bunten fantastischen Handtaschen, Kappen, Hüten und Sonnenbrillen vor einem Geschäft in Mahabalipuram, Tamil Nadu © AjayTvm


 

Moderne Handtaschen

Diese Handtaschen wurden von Kunsthandwerkern gefertigt, die heute noch in Mahabalipuram arbeiten. Sie sind tolle Accessoires für Touristen, besonders wegen ihrer hellen Farben und der indischen Designs​​​​​​​

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